Die Österreichische Legion in Bocholt 1935-1938

 

 

An dieser Stelle darf ich freundlichst mitteilen, dass mein Sammelband-Aufsatz zur Österreichischen Legion in Bocholt 1935-1938 als Beitrag des Buches Geschichte des Bocholter Stadtwaldlagers als Band 14 der Reihe Bocholter Quellen und Beiträge im Januar 2016 erscheinen wird.

 

Buch-Präsentation am Donnerstag, 21. Januar 2016, um 18.30 Uhr im Ratssaal des (Neuen) Rathauses, Berliner Platz 1, 46395 Bocholt.

 

Ein kleiner Einblick über Leben und Wirken der Österreichischen Legionäre in Bocholt sei bereits hier gegeben. Auf Grund der Befürchtung von Strafverfolgung durch das autoritäre österreichische Dollfuß-Regime sowie auf Grund wirtschaftlicher Erwägungen verließen zwischen 1933 und 1938 rd. 15.000 österreichische NS-Aktivisten und -Sympathisaten ihre Heimat, um im Deutschen Reich der so genannten Österreichischen Legion beizutreten. In Süddeutschland bereiteten sich diese SA-Männer als potentielle Bürgerkriegsarmee auf einen militärischen Einmarsch in Österreich vor. Erst recht nach dem gescheiterten nationalsozialistischen Putsch-Versuch vom Juli 1934, bei welchem auch der österreichische Bundeskanzler Engelbert Dollfuß zu Tode kam, wurde die Existenz der Legion zu einer ernsten Belastung der außenpolitischen Beziehungen zwischen Deutschland, Österreich und auch Italien, welches sich damals noch als "Schutzherr" des Dollfuß-Österreichs verstand.  Daher sollte die Existenz der Legion durch die Tarnbezeichnung Hilfswerk Nord-West (HWNW) verschleiert und schleunigst aus ihren Lagern in Süddeutschland, also an der deutsch-österreichischen Grenze, in den Nord-Westen des "Altreiches" Deutschland verlegt werden.

Nachdem beispielsweise auch in Rhede und Friedrichsfeld bei Wesel nach geeignetem Gelände zur Errichtung von Unterkünften für die Österreichische Legion gesucht worden war, wurden Anfang 1935 u.a. in Dorsten, Velen und auch in Bocholt Lager für das Hilfswerk Nord-West hergerichtet bzw. errichtet. In Bocholt errichteten Angehörige der Legions-Bautrupps ab März 1935  zwei baulich voneinander getrennte, aber nebeneinander gelegene und daher oft gemeinsam betrachtete Barackenlager im Bocholter Stadtwald. Seine eigentliche Lagerbesatzung erhielt "das" SA-Hilfswerklager Bocholt wenig später ab dem 24. Juni 1935. In den kommenden Monaten erhöhte sich die Einwohnerzahl der Stadt Bocholt durch Belegung des Lagers um beinahe 2.000 Personen, sank allerdings bis zum Abmarsch der Österreicher im Jahre 1938 immer weiter ab.

Zwischen 1935 und 1938 waren es diese österreichischen SA-Männer, die das Bocholter Stadtbild durch ihre braunen Uniformen maßgeblich prägten (wie hier beim Vorbeimarsch am Bocholter Marktplatz). Kaum eine öffentliche Veranstaltung verging ohne Beisein zumindest einiger dieser Österreicher. Die zur "braunen" NS-Kadertruppe stilisierten Legionäre waren nämlich nach Bocholt verlegt worden, um hier im immer noch stark katholisch-bodenständigen Westmünsterland durch ein diszipliniertes Auftreten für den Nationalsozialismus Sympathien zu erwecken. Durch eine Welle der Gewalt zwischen März und Juni 1935 beschädigten sie allerdings das Ansehen der "Bewegung" in nicht geringem Maße und wurden so für das NS-Regime zu einer ernsten Belastung.

Einige dieser österreichischen SA-Männer heirateten in Bocholt (wie an anderen Lager-Standorten auch) einheimische junge Frauen. In der Regel verzogen diese Familien nach dem sog. "Anschluss" Österreichs im Jahre 1938 in die "Ostmark". Da aber die Frauen die österreichische Staatsbürgerschaft nicht besaßen, mussten viele von ihnen die neue Heimat nach 1945 wieder verlassen und zogen so zurück nach Bocholt. Noch heute zeugen viele typisch österreichisch klingende Nachnamen hier von den einstigen Lagerbewohnern.